Freigeben über


AMQP 1.0 in Azure Service Bus und Event Hubs – Protokollleitfaden

Das Advanced Message Queueing Protocol 1.0 ist ein standardisiertes Framing- und Übertragungsprotokoll für das asynchrone, sichere und zuverlässige Übertragen von Nachrichten zwischen zwei Parteien. Es ist das primäre Protokoll von Azure Service Bus Messaging und Azure Event Hubs.

AMQP 1.0 ist das Ergebnis einer breiten Zusammenarbeit, bei der Anbieter von Middleware, z.B. Microsoft und Red Hat, mit vielen Nutzern von Messaging-Middleware, z.B. JP Morgan Chase als Vertreter der Finanzdienstleistungsbranche, kooperiert haben. Das Forum für die technische Standardisierung für das AMQP-Protokoll und Erweiterungsspezifikationen ist OASIS, das als internationaler Standard formell anerkannt ist (ISO/IEC 19494:2014).

Ziele

In diesem Artikel sind die Kernkonzepte der AMQP 1.0-Messagingspezifikation und einige Erweiterungsspezifikationen zusammengefasst, die vom technischen Komitee für OASIS AMQP entwickelt wurden. Außerdem wird beschrieben, wie diese Spezifikationen von Azure Service Bus implementiert und genutzt werden.

Das Ziel besteht darin, dass alle Entwickler, die einen vorhandenen AMQP 1.0-Clientstapel auf einer beliebigen Plattform verwenden, mit Azure Service Bus über AMQP 1.0 interagieren können.

Allgemeine universelle AMQP 1.0-Stapel, z. B. Apache Qpid Proton oder AMQP.NET Lite, implementieren alle wichtigen AMQP 1.0-Protokollelemente wie Sitzungen oder Links. Diese grundlegenden Elemente werden manchmal von einer übergeordneten API umschlossen. Bei Apache Proton sind dies sogar zwei, nämlich die imperative Messenger-API und die reaktive Reactor-API.

In der folgenden Beschreibung wird davon ausgegangen, dass die Verwaltung von AMQP-Verbindungen, -Sitzungen und -Links und die Behandlung von Frameübertragungen und der Flusssteuerung vom jeweiligen Stapel übernommen wird (z. B. Apache Proton-C) und sich Anwendungsentwickler nur sehr wenig oder gar nicht darum kümmern müssen. Wir setzen auf abstrakte Weise das Vorhandensein einiger API-Grundlagen voraus – etwa die Verbindungsherstellung und die Erstellung von sender- und receiver-Abstraktionsobjekten, die dann jeweils über send()- bzw. receive()-Vorgänge verfügen.

Beim Beschreiben von erweiterten Features von Azure Service Bus, z.B. Durchsuchen von Nachrichten oder Verwalten von Sitzungen, werden nicht nur AMQP-Begriffe verwendet, sondern es wird zusätzlich zu dieser vorausgesetzten API-Abstraktion auch eine mehrstufige Pseudoimplementierung genutzt.

Was ist AMQP?

AMQP ist ein Framing- und Übertragungsprotokoll. „Framing“ bedeutet, dass eine Struktur für binäre Datenströme bereitgestellt wird, die in beide Richtungen einer Netzwerkverbindung fließen. Die Struktur ermöglicht, dass einzelne, Frames genannte Datenblöcke, zwischen den verbundenen Parteien ausgetauscht werden. Mit den Übertragungsfunktionen wird sichergestellt, dass beide kommunizierenden Parteien ein gemeinsames Verständnis entwickeln können, wann Frames übertragen und Übertragungen als abgeschlossen angesehen werden sollen.

Im Gegensatz zu früheren abgelaufenen Entwürfen der AMQP-Arbeitsgruppe, die von einigen Nachrichtenbrokern noch verwendet werden, wird im letzten und standardisierten AMQP 1.0-Protokoll kein Vorhandensein eines Nachrichtenbrokers oder einer bestimmten Topologie für Entitäten in einem Nachrichtenbroker vorgeschrieben.

Das Protokoll kann für die symmetrische Peer-to-Peer-Kommunikation verwendet werden, um die Interaktion mit Nachrichtenbrokern zu ermöglichen, die Warteschlangen unterstützen und Entitäten veröffentlichen/abonnieren, wie dies bei Azure Service Bus der Fall ist. Außerdem kann das Protokoll für die Interaktion mit der Messaginginfrastruktur verwendet werden, bei der sich die Interaktionsmuster von regulären Warteschlangen unterscheiden, wie dies bei Azure Event Hubs der Fall ist. Ein Event Hub verhält sich wie eine Warteschlange, wenn Ereignisse an den Event Hub gesendet werden, aber eher wie ein serieller Speicherdienst, wenn Ereignisse daraus gelesen werden. Dieses Verhalten ähnelt in gewisser Weise einem Bandlaufwerk. Der Client wählt ein Offset in den verfügbaren Datenstrom und erhält dann alle Ereignisse dieses Offsets bis zum aktuellsten Ereignis.

Das AMQP 1.0-Protokoll ist auf Erweiterbarkeit ausgelegt, damit die Funktionen durch weitere Spezifikationen ausgebaut werden können. Dies wird in den drei Erweiterungsspezifikationen deutlich, die in diesem Dokument beschrieben werden. Für die Kommunikation über die vorhandene HTTPS/WebSockets-Infrastruktur kann das Konfigurieren der nativen AMQP-TCP-Ports schwierig sein. Eine Bindungsspezifikation definiert, wie AMQP WebSockets übergeordnet wird. Für die Interaktion mit der Messaginginfrastruktur nach dem Schema „Anforderung/Antwort“ für Verwaltungszwecke oder zur Bereitstellung erweiterter Funktionen sind in der AMQP-Verwaltungsspezifikation die erforderlichen Grundlagen für die Interaktion definiert. Für die Verbundautorisierungsmodell-Integration definiert die anspruchsbasierte AMQP-Sicherheitsspezifikation, wie Sie Autorisierungstoken, die Links zugeordnet sind, zuordnen und erneuern.

Grundlegende AMQP-Szenarien

In diesem Abschnitt wird die grundlegende Nutzung von AMQP 1.0 mit Azure Service Bus beschrieben. Dies umfasst das Erstellen von Verbindungen, Sitzungen und Links und das Übertragen von Nachrichten an und von Service Bus-Entitäten wie Warteschlangen, Themen und Abonnements.

Die beste Quelle für Informationen zur Funktionsweise von AMQP ist die AMQP 1.0-Spezifikation. Sie wurde aber als genaue Anleitung für die Implementierung und nicht als Leitfaden zum Protokoll geschrieben. In diesem Abschnitt geht es um die Einführung in die Terminologie, die benötigt wird, um die Nutzung von AMQP 1.0 durch Service Bus zu beschreiben. Eine umfassendere Einführung in AMQP und eine ausführlichere Beschreibung von AMQP 1.0 erhalten Sie in diesem Videokurs.

Verbindungen und Sitzungen

In AMQP werden die kommunizierenden Programme als Container bezeichnet. Die Container enthalten Knoten, bei denen es sich um die kommunizierenden Entitäten in den Containern handelt. Eine Warteschlange kann ein Knoten dieser Art sein. AMQP ermöglicht Multiplexing, sodass eine Verbindung für viele Kommunikationspfade zwischen Knoten verwendet werden kann. Beispielsweise kann ein Anwendungsclient über eine Netzwerkverbindung gleichzeitig Daten von einer Warteschlange erhalten und Daten an eine andere Warteschlange senden.

Abbildung zu Sitzungen und Verbindungen zwischen Containern.

Die Netzwerkverbindung ist also im Container verankert. Sie wird vom Container in der Clientrolle initiiert. Es wird eine ausgehende TCP-Socketverbindung mit einem Container in der Empfängerrolle hergestellt, über die das Abhören und Akzeptieren von eingehenden TCP-Verbindungen durchgeführt wird. Der Verbindungshandshake umfasst die Aushandlung der Protokollversion, die Deklaration oder Aushandlung der Nutzung von Transport Level Security (TLS)/)/Secure Sockets Layer (SSL) und einen Handshake für die Authentifizierung/Autorisierung für den Verbindungsbereich, der auf SASL basiert.

Für Azure Service Bus oder Azure Event Hubs muss immer TLS verwendet werden. Es werden Verbindungen über TCP-Port 5671 unterstützt, wobei die TCP-Verbindung zuerst mit TLS überlagert wird, bevor der AMQP-Protokollhandshake aktiviert wird. Außerdem werden Verbindungen über TCP-Port 5672 unterstützt, wobei der Server sofort ein obligatorisches Upgrade der Verbindung auf TLS anbietet, indem das von AMQP vorgeschriebene Modell verwendet wird. Die AMQP-WebSockets-Bindung erstellt einen Tunnel über TCP-Port 443, der dann AMQP 5671-Verbindungen entspricht.

Nach dem Einrichten der Verbindung und von TLS bietet Service Bus zwei SASL-Mechanismusoptionen an:

  • SASL PLAIN wird häufig zum Übergeben von Benutzername- und Kennwort-Anmeldeinformationen an einen Server verwendet. Service Bus verfügt nicht über Konten, sondern über benannte SAS-Regeln, die Rechte gewähren und einem Schlüssel zugeordnet sind. Der Name einer Regel wird als Benutzername und der Schlüssel (Base64-codierter Text) wird als Kennwort verwendet. Die Rechte, die der ausgewählten Regel zugeordnet sind, regeln die für die Verbindung zulässigen Vorgänge.
  • SASL ANONYMOUS wird zum Umgehen der SASL-Autorisierung verwendet, wenn der Client das Modell „Anspruchsbasierte Sicherheit“ (Claims-Based Security, CBS) verwenden möchte. Dieses Modell wird weiter unten beschrieben. Mit dieser Option kann eine Clientverbindung für kurze Zeit anonym eingerichtet werden. Während dieses Zeitraums kann der Client nur mit dem CBS-Endpunkt interagieren, und der CBS-Handshake muss abgeschlossen sein.

Nachdem die Transportverbindung hergestellt wurde, deklarieren die Container jeweils die maximale Framegröße, die sie verarbeiten können. Außerdem wird deklariert, dass die Verbindung nach einer Leerlaufdauer einseitig getrennt wird, wenn sie keine Aktivität aufweist.

Ebenso wird deklariert, wie viele gleichzeitige Kanäle unterstützt werden. Ein Kanal ist ein unidirektionaler, ausgehender, virtueller Übertragungspfad zusätzlich zur Verbindung. Eine Sitzung nutzt jeweils einen Kanal aus miteinander verbundenen Containern, um einen bidirektionalen Kommunikationspfad zu bilden.

Sitzungen verfügen über ein fensterbasiertes Flusssteuerungsmodell. Wenn eine Sitzung erstellt wird, deklariert jede Partei, wie viele Frames im Empfängerfenster akzeptiert werden können. Wenn die Parteien Frames austauschen, wird das Fenster mit übertragenen Frames gefüllt. Wenn das Fenster voll ist, werden die Übertragungen beendet, bis es zurückgesetzt oder mit der flow-Performative erweitert wird. (Performative ist der AMQP-Begriff für Gesten auf Protokollebene, die zwischen zwei Parteien ausgetauscht werden.)

Dieses fensterbasierte Modell entspricht im Wesentlichen dem TCP-Konzept der fensterbasierten Flusssteuerung, aber auf Sitzungsebene innerhalb des Sockets. Das Konzept des Protokolls, mehrere gleichzeitige Sitzungen zuzulassen, hat den Zweck, dass Datenverkehr mit hoher Priorität gedrosselten normalen Verkehr überholen kann – wie auf der linken Spur auf der Autobahn.

In Azure Service Bus wird für jede Verbindung derzeit genau eine Sitzung verwendet. Die maximale Service Bus-Framegröße beträgt 262.144 Byte (256 KB) für Service Bus Standard. Für Service Bus Premium und Event Hubs sind es 1.048.576 Byte (100 MB). Service Bus gibt keine bestimmten Fenster für die Drosselung auf Sitzungsebene vor, sondern setzt das Fenster im Rahmen der Flusssteuerung auf Verknüpfungsebene regelmäßig zurück (siehe nächster Abschnitt).

Verbindungen, Kanäle und Sitzungen sind flüchtig. Wenn die zugrunde liegende Verbindung getrennt wird, müssen Verbindungen, TLS-Tunnel, SASL-Autorisierungskontext und Sitzungen wiederhergestellt werden.

Anforderungen für ausgehende Ports für AMQP-Verbindungen

Bei Clients, auf denen AMQP-Verbindungen über TCP verwendet werden, müssen die Ports 5671 und 5672 in der lokalen Firewall geöffnet werden. Zusammen mit diesen Ports ist es möglicherweise notwendig, zusätzliche Ports zu öffnen, wenn die Funktion EnableLinkRedirect aktiviert ist. EnableLinkRedirect ist eine neue Messagingfunktion, mit der beim Empfangen von Nachrichten ein Hop übersprungen und so der Durchsatz gesteigert werden kann. Der Client kommuniziert wie in der folgenden Abbildung gezeigt direkt mit dem Back-End-Dienst über den Portbereich 104XX.

Liste der Zielports

Bei einem .NET-Client tritt ein SocketException-Fehler auf („Der Zugriff auf einen Socket war aufgrund der Zugriffsrechte des Sockets unzulässig“), wenn diese Ports durch die Firewall blockiert werden. Dieses Feature kann deaktiviert werden, indem EnableAmqpLinkRedirect=false in der Verbindungszeichenfolge festgelegt wird. Dadurch wird die Kommunikation zwischen den Clients und dem Remotedienst über Port 5671 erzwungen.

Die AMQP WebSocket-Bindung stellt einen Mechanismus zum Tunneln einer AMQP-Verbindung über einen WebSocket-Transport bereit. Diese Bindung erstellt einen Tunnel über den TCP-Port 443, der den AMQP 5671-Verbindungen entspricht. Verwenden Sie AMQP WebSockets, wenn Sie sich hinter einer Firewall befinden, die TCP-Verbindungen über Ports 5671, 5672 blockiert, aber TCP-Verbindungen über Port 443 (https) zulässt.

Für AMQP werden Nachrichten über Verknüpfungen (Links) übertragen. Eine Verknüpfung ist ein Kommunikationspfad, der für eine Sitzung erstellt wird und mit dem Nachrichten in einer Richtung übertragen werden können. Die Aushandlung des Übertragungsstatus wird über die Verknüpfung und in bidirektionaler Form zwischen den verbundenen Parteien durchgeführt.

Screenshot einer Sitzung mit einer Linkverbindung zwischen zwei Containern

Verknüpfungen können jederzeit von jedem Container und über eine vorhandene Sitzung erstellt werden. Dies unterscheidet AMQP von vielen anderen Protokollen, z.B. HTTP und MQTT, bei denen die Initiierung von Übertragungen und der Übertragungspfad alleiniges Privileg der Partei sind, die die Socketverbindung erstellt.

Der Container, der die Verknüpfung initiiert hat, bittet den anderen Container, eine Verknüpfung zu akzeptieren, und wählt entweder die Absender- oder die Empfängerrolle. Daher können beide Container die Erstellung von unidirektionalen oder bidirektionalen Kommunikationspfaden initiieren, wobei Letzterer in Form eines Verknüpfungspaars modelliert ist.

Verknüpfungen werden benannt und Knoten zugeordnet. Wie am Anfang erwähnt, sind Knoten die kommunizierenden Entitäten in einem Container.

In Service Bus entspricht ein Knoten direkt einer Warteschlange, einem Thema, einem Abonnement oder einer Unterwarteschlange für unzustellbare Nachrichten, die einer Warteschlange oder einem Abonnement zugeordnet ist. Der in AMQP verwendete Knotenname ist daher der relative Name der Entität im Service Bus-Namespace. Wenn eine Warteschlange den Namen myqueue hat, ist dies gleichzeitig ihr AMQP-Knotenname. Ein Themenabonnement folgt der HTTP-API-Konvention, indem es in einer Ressourcensammlung vom Typ „subscriptions“ angeordnet wird. Daher verfügt das Abonnement sub für ein Thema mytopic über den AMQP-Knotennamen mytopic/subscriptions/sub.

Der verbindende Client ist auch zum Verwenden eines lokalen Knotennamens zum Erstellen von Verknüpfungen erforderlich. Service Bus schreibt diese Knotennamen nicht vor und interpretiert sie auch nicht. AMQP 1.0-Clientstapel verwenden im Allgemeinen ein Schema, um sicherzustellen, dass diese flüchtigen Knotennamen im Bereich des Clients eindeutig sind.

Übertragungen

Nachdem eine Verknüpfung eingerichtet wurde, können Nachrichten über die Verknüpfung übertragen werden. In AMQP wird eine Übertragung mit einer expliziten Protokollgeste (der transfer-Performative) ausgeführt, durch die eine Nachricht über eine Verknüpfung vom Absender zum Empfänger befördert wird. Eine Übertragung ist abgeschlossen, wenn eine „Übereinkunft“ (settled) erzielt wurde. Dies bedeutet, dass sich beide Parteien auf das Ergebnis der Übertragung geeinigt haben.

Abbildung zur Übertragung einer Nachricht zwischen dem Absender und Empfänger und zur sich daraus ergebenden „Disposition“.

Im einfachsten Fall kann sich der Absender Nachrichten im Zustand „vor der Übereinkunft“ (pre-settled) senden. Das bedeutet, dass der Client am Ergebnis nicht interessiert ist und der Empfänger kein Feedback zum Ergebnis des Vorgangs liefert. Dieser Modus wird von Service Bus auf AMQP-Protokollebene unterstützt, aber nicht in den Client-APIs verfügbar gemacht.

Im Normalfall werden Nachrichten ohne Übereinkunft gesendet, und der Empfänger gibt mithilfe der disposition-Performative an, ob sie akzeptiert oder abgelehnt wurden. Eine Ablehnung liegt vor, wenn der Empfänger die Nachricht aus einem bestimmten Grund nicht akzeptieren kann. Die Ablehnungsnachricht enthält Informationen zum Grund, und die Fehlerstruktur wird von AMQP definiert. Wenn Nachrichten aufgrund von internen Fehlern in Service Bus abgelehnt werden, gibt der Dienst zusätzliche Informationen innerhalb dieser Struktur zurück. Diese Informationen können zum Bereitstellen von Diagnosehinweisen verwendet werden, um Mitarbeiter zu unterstützen, wenn Sie Supportanfragen erstellen. Weiter unten erhalten Sie ausführlichere Informationen zu Fehlern.

Eine Sonderform der Ablehnung ist der Status released (Freigegeben). Dieser gibt an, dass der Empfänger keine technischen Einwände gegen die Übertragung erhebt, aber auch kein Interesse an der Erzielung einer Übereinkunft über die Übertragung hat. Ein Beispiel für diesen Fall ist: Eine Nachricht wird an einen Service Bus-Client zugestellt, und der Client entscheidet sich für das „Verwerfen“ der Nachricht, weil er die sich aus der Nachricht ergebenden Verarbeitungsschritte nicht ausführen kann; die Nachrichtenzustellung selbst weist keinen Fehler auf. Eine Variante dieses Zustands ist der Zustand modified (Geändert), in dem Änderungen an der Nachricht zulässig sind, wenn sie freigegeben wird. Dieser Status wird von Service Bus derzeit nicht verwendet.

Die AMQP 1.0-Spezifikation definiert außerdem den Dispositionszustand received (Empfangen), der speziell zur Unterstützung der Verknüpfungswiederherstellung dient. Die Verknüpfungswiederherstellung ermöglicht die Wiederherstellung des Zustands einer Verknüpfung und aller Zustellungen einer neuen Verbindung und Sitzung, wenn die vorherige Verbindung und Sitzung getrennt wurden.

Service Bus unterstützt die Verknüpfungswiederherstellung nicht. Wenn die Verbindung des Clients mit Service Bus getrennt wird und noch eine ungeklärte Nachrichtenübertragung aussteht, geht sie verloren. Der Client muss die Verbindung dann erneut herstellen, die Verknüpfung neu einrichten und versuchen, die Übertragung erneut zu starten.

Service Bus und Event Hubs unterstützen daher Übertragungen der Art „At least once“ (mindestens ein Mal), bei denen der Absender sicher sein kann, dass die Nachricht gespeichert und akzeptiert wurde, aber keine Übertragungen der Art „Exactly once“ (genau ein Mal) auf AMQP-Ebene, bei denen versucht wird, die Verknüpfung wiederherzustellen und mit der Aushandlung des Zustellungsstatus fortzufahren, um eine Duplizierung der Nachrichtenübertragung zu vermeiden.

Um das mögliche doppelte Senden zu kompensieren, unterstützt Service Bus die Duplikaterkennung als optionales Feature für Warteschlangen und Themen. Bei der Duplikaterkennung werden die Nachrichten-IDs aller eingehenden Nachrichten während eines benutzerdefinierten Zeitfensters aufgezeichnet und dann im Hintergrund alle Nachrichten verworfen, die in diesem Zeitfenster mit den gleichen Nachrichten-IDs gesendet werden.

Flusssteuerung

Zusätzlich zum Modell der Flusssteuerung auf Sitzungsebene, das bereits erwähnt wurde, verfügt jede Verknüpfung über ein eigenes Modell für die Flusssteuerung. Die Flusssteuerung auf Sitzungsebene schützt den Container davor, zu viele Frames auf einmal verarbeiten zu müssen. Bei der Flusssteuerung auf Verknüpfungsebene kann die Anwendung entscheiden, wie viele Nachrichten einer Verknüpfung und zu welchem Zeitpunkt diese Nachrichten verarbeitet werden sollen.

Screenshot: Protokoll mit Quelle, Ziel, Quellport, Zielport und Protokollname. In der ersten Zeile ist der Zielport 10401 (0x28 A 1) schwarz umrandet.

Für eine Verknüpfung können Übertragungen nur durchgeführt werden, wenn der Absender über genügend Link Credit (Verknüpfungsguthaben) verfügt. Das Verknüpfungsguthaben ist ein Indikator, der vom Empfänger mit der flow-Performative für den Bereich einer Verknüpfung festgelegt wird. Wenn dem Absender ein Verknüpfungsguthaben zugewiesen wird, versucht er, dieses Guthaben durch das Zustellen von Nachrichten aufzubrauchen. Mit jeder Nachrichtenzustellung wird das verbleibende Verknüpfungsguthaben um den Wert 1 verringert. Wenn das Verknüpfungsguthaben aufgebraucht ist, werden die Zustellungen beendet.

Falls Service Bus die Empfängerrolle innehat, stattet die Anwendung den Absender sofort mit ausreichend Verknüpfungsguthaben aus, damit sofort Nachrichten gesendet werden können. Bei Verwendung des Verknüpfungsguthabens sendet Service Bus gelegentlich eine flow-Performative an den Absender, um den Stand des Verknüpfungsguthabens zu aktualisieren.

In der Absenderrolle sendet Service Bus Nachrichten, um ein eventuell vorhandenes Verknüpfungsguthaben aufzubrauchen.

Der Aufruf von „receive“ auf API-Ebene wird in eine flow-Performative übersetzt, die vom Client an Service Bus gesendet wird. Service Bus nutzt dieses Guthaben, indem die erste verfügbare, nicht gesperrte Nachricht aus der Warteschlange gesperrt und übertragen wird. Falls keine Nachricht für die Zustellung verfügbar ist, bleibt das ausstehende Guthaben von Verknüpfungen mit der jeweiligen Entität in der Eingangsreihenfolge aufgezeichnet, und Nachrichten werden gesperrt und übertragen, sobald sie verfügbar sind, um ausstehendes Guthaben zu verbrauchen.

Die Sperre der Nachricht wird aufgehoben, wenn für die Übertragung einer der Endzustände accepted, rejected oder released (Akzeptiert, Abgelehnt oder Freigegeben) erreicht wird. Die Nachricht wird aus Service Bus entfernt, wenn der Endzustand accepted (Akzeptiert) lautet wird. Sie verbleibt in Service Bus und wird dem nächsten Empfänger zugestellt, wenn die Übertragung einen der anderen Zustände erreicht. Service Bus verschiebt die Nachricht automatisch in die Warteschlange der Entität für unzustellbare Nachrichten, wenn die maximal zulässige Zustellungsanzahl der Entität erreicht wird, weil wiederholt Ablehnungen oder Freigaben aufgetreten sind.

In den Service Bus-APIs wird eine Option dieser Art derzeit zwar nicht direkt verfügbar gemacht, aber ein AMQP-Protokollclient auf einer niedrigeren Ebene kann das Verknüpfungsguthaben-Modell nutzen: Umwandeln der „Pull“-Interaktion mit Ausgabe von einer Guthabeneinheit pro Empfangsanforderung in ein „Push“-Modell, indem eine große Zahl von Verknüpfungsguthaben ausgestellt wird und Nachrichten dann ohne weitere Interaktion empfangen werden, wenn sie verfügbar sind. Push wird über die Einstellungen der Eigenschaften ServiceBusProcessor.PrefetchCount oder ServiceBusReceiver.PrefetchCount unterstützt. Wenn sie nicht null sind, nutzt der AMQP-Client sie als Verknüpfungsguthaben.

In diesem Kontext ist es wichtig zu verstehen, dass die Zeitmessung für den Ablauf der Sperre einer Nachricht in der Entität beginnt, wenn die Nachricht aus der Entität entnommen wird, und nicht beim Start der Übermittlung einer Nachricht. Immer wenn der Client die Bereitschaft zum Empfangen von Nachrichten anzeigt, indem Verknüpfungsguthaben ausgegeben wird, wird daher erwartet, dass er aktiv Nachrichten aus dem gesamten Netzwerk mit einem Pullvorgang empfangen und anschließend verarbeiten kann. Andernfalls läuft die Nachrichtensperrung ggf. ab, bevor die Nachricht zugestellt wurde. Die Verwendung der Flusssteuerung mit Verknüpfungsguthaben sollte direkt die sofortige Bereitschaft widerspiegeln, an den Empfänger gesendete verfügbare Nachrichten zu verarbeiten.

Als Zusammenfassung enthalten die folgenden Abschnitte eine schematische Übersicht über den Performativenfluss während der unterschiedlichen API-Interaktionen. In jedem Abschnitt wird ein anderer logischer Vorgang beschrieben. Einige dieser Interaktionen sind „lazy“ (faul). Dies bedeutet, dass sie ggf. erst ausgeführt werden, wenn sie benötigt werden. Die Erstellung eines Nachrichtenabsenders verursacht unter Umständen erst dann eine Netzwerkinteraktion, wenn die erste Nachricht gesendet oder angefordert wird.

Die Pfeile in der folgenden Tabelle zeigen die Performativenflussrichtung an.

Erstellen eines Nachrichtenempfängers

Client Service Bus
--> attach(<br/>name={link name},<br/>handle={numeric handle},<br/>role=**receiver**,<br/>source={entity name},<br/>target={client link ID}<br/>) Client wird Entität als Empfänger zugeordnet
Service Bus antwortet und ordnet sein Ende der Verknüpfung zu <-- attach(<br/>name={link name},<br/>handle={numeric handle},<br/>role=**sender**,<br/>source={entity name},<br/>target={client link ID}<br/>)

Erstellen des Nachrichtenabsenders

Client Service Bus
--> attach(<br/>name={link name},<br/>handle={numeric handle},<br/>role=**sender**,<br/>source={client link ID},<br/>target={entity name}<br/>) Keine Aktion
Keine Aktion <-- attach(<br/>name={link name},<br/>handle={numeric handle},<br/>role=**receiver**,<br/>source={client link ID},<br/>target={entity name}<br/>)

Erstellen des Nachrichtenabsenders (Fehler)

Client Service Bus
--> attach(<br/>name={link name},<br/>handle={numeric handle},<br/>role=**sender**,<br/>source={client link ID},<br/>target={entity name}<br/>) Keine Aktion
Keine Aktion <-- attach(<br/>name={link name},<br/>handle={numeric handle},<br/>role=**receiver**,<br/>source=null,<br/>target=null<br/>)<br/><br/><-- detach(<br/>handle={numeric handle},<br/>closed=**true**,<br/>error={error info}<br/>)

Schließen des Nachrichtenabsenders/-empfängers

Client Service Bus
--> detach(<br/>handle={numeric handle},<br/>closed=**true**<br/>) Keine Aktion
Keine Aktion <-- detach(<br/>handle={numeric handle},<br/>closed=**true**<br/>)

Senden (Erfolg)

Client Service Bus
--> transfer(<br/>delivery-id={numeric handle},<br/>delivery-tag={binary handle},<br/>settled=**false**,,more=**false**,<br/>state=**null**,<br/>resume=**false**<br/>) Keine Aktion
Keine Aktion <-- disposition(<br/>role=receiver,<br/>first={delivery ID},<br/>last={delivery ID},<br/>settled=**true**,<br/>state=**accepted**<br/>)

Senden (Fehler)

Client Service Bus
--> transfer(<br/>delivery-id={numeric handle},<br/>delivery-tag={binary handle},<br/>settled=**false**,,more=**false**,<br/>state=**null**,<br/>resume=**false**<br/>) Keine Aktion
Keine Aktion <-- disposition(<br/>role=receiver,<br/>first={delivery ID},<br/>last={delivery ID},<br/>settled=**true**,<br/>state=**rejected**(<br/>error={error info}<br/>)<br/>)

Empfangen

Client Service Bus
--> flow(<br/>link-credit=1<br/>) Keine Aktion
Keine Aktion < transfer(<br/>delivery-id={numeric handle},<br/>delivery-tag={binary handle},<br/>settled=**false**,<br/>more=**false**,<br/>state=**null**,<br/>resume=**false**<br/>)
--> disposition(<br/>role=**receiver**,<br/>first={delivery ID},<br/>last={delivery ID},<br/>settled=**true**,<br/>state=**accepted**<br/>) Keine Aktion

Empfangen mehrerer Nachrichten

Client Service Bus
--> flow(<br/>link-credit=3<br/>) Keine Aktion
Keine Aktion < transfer(<br/>delivery-id={numeric handle},<br/>delivery-tag={binary handle},<br/>settled=**false**,<br/>more=**false**,<br/>state=**null**,<br/>resume=**false**<br/>)
Keine Aktion < transfer(<br/>delivery-id={numeric handle+1},<br/>delivery-tag={binary handle},<br/>settled=**false**,<br/>more=**false**,<br/>state=**null**,<br/>resume=**false**<br/>)
Keine Aktion < transfer(<br/>delivery-id={numeric handle+2},<br/>delivery-tag={binary handle},<br/>settled=**false**,<br/>more=**false**,<br/>state=**null**,<br/>resume=**false**<br/>)
--> disposition(<br/>role=receiver,<br/>first={delivery ID},<br/>last={delivery ID+2},<br/>settled=**true**,<br/>state=**accepted**<br/>) Keine Aktion

Meldungen

In den folgenden Abschnitten wird erläutert, welche Eigenschaften aus den AMQP-Standardnachrichtenabschnitten von Service Bus verwendet werden, und wie sie dem Service Bus-API-Satz zugeordnet werden.

Jede Eigenschaft, die die Anwendung definieren muss, sollte der application-properties-Zuordnung von AMQP zugeordnet werden.

Feldname Verwendung API-Name
durable - -
priority - -
ttl Gültigkeitsdauer für diese Meldung TimeToLive
first-acquirer - -
delivery-count - DeliveryCount

Eigenschaften

Feldname Verwendung API-Name
message-id Anwendungsdefinierte Freiform-ID für diese Nachricht. Wird für die Duplikaterkennung verwendet. MessageId
user-id Anwendungsdefinierte Benutzer-ID, von Service Bus nicht interpretiert. Nicht über die Service Bus-API zugänglich.
to Anwendungsdefinierte Ziel-ID, von Service Bus nicht interpretiert. An
subject Anwendungsdefinierte Nachrichtenzweck-ID, von Service Bus nicht interpretiert. Betreff
reply-to Anwendungsdefinierter Antwortpfadindikator, von Service Bus nicht interpretiert. ReplyTo
correlation-id Anwendungsdefinierte Korrelations-ID, von Service Bus nicht interpretiert. CorrelationId
content-type Anwendungsdefinierter Inhaltstypindikator für den Haupttext, von Service Bus nicht interpretiert. ContentType
content-encoding Anwendungsdefinierter Inhaltscodierungsindikator für den Haupttext, von Service Bus nicht interpretiert. Nicht über die Service Bus-API zugänglich.
absolute-expiry-time Deklariert, zu welchem absolutem Zeitpunkt die Nachricht abläuft. Bei Eingabe ignoriert (Header-TTL wird beachtet), autoritativ bei Ausgabe. Nicht über die Service Bus-API zugänglich.
creation-time Deklariert, zu welchem Zeitpunkt die Nachricht erstellt wurde. Wird von Service Bus nicht verwendet. Nicht über die Service Bus-API zugänglich.
group-id Anwendungsdefinierte ID für eine verwandte Nachrichtengruppe. Wird für Service Bus-Sitzungen verwendet. SessionId
group-sequence Indikator, der die relative Sequenznummer der Nachricht in einer Sitzung angibt. Wird von Service Bus ignoriert. Nicht über die Service Bus-API zugänglich.
reply-to-group-id - ReplyToSessionId

Nachrichtenanmerkungen

Einige andere Service Bus-Nachrichteneigenschaften sind nicht Teil der AMQP-Nachrichteneigenschaften und werden mit der Nachricht als MessageAnnotations übergeben.

Anmerkungszuordnungsschlüssel Verwendung API-Name
x-opt-scheduled-enqueue-time Deklariert den Zeitpunkt, zu dem die Nachricht auf der Entität angezeigt werden soll. ScheduledEnqueueTime
x-opt-partition-key Anwendungsdefinierter Schlüssel, der bestimmt, in welcher Partition die Nachricht aufgenommen werden sollte. PartitionKey
x-opt-via-partition-key Anwendungsdefinierter Partitionsschlüsselwert, wenn eine Transaktion zum Senden von Nachrichten über eine Übertragungswarteschlange verwendet werden soll. TransactionPartitionKey
x-opt-enqueued-time Vom Dienst definierte UTC-Zeit, die den tatsächlichen Zeitpunkt des Einreihens der Nachricht darstellt. Wird bei der Eingabe ignoriert. EnqueuedTime
x-opt-sequence-number Vom Dienst definierte eindeutige Nummer, die einer Nachricht zugewiesen ist. SequenceNumber
x-opt-offset Vom Dienst definierte Warteschlangen-Sequenznummer der Nachricht. EnqueuedSequenceNumber
x-opt-locked-until Vom Dienst definiert. Der Zeitpunkt (Datum und Uhrzeit), bis zu dem die Nachricht in der Warteschlange / im Abonnement gesperrt wird. LockedUntil
x-opt-deadletter-source Vom Dienst definiert. Wenn die Nachricht von der Warteschlange für unzustellbare Nachrichten empfangen wird, stellt dies die Quelle der ursprünglichen Nachricht dar. DeadLetterSource

Transaktionsfunktion

Eine Transaktion gruppiert zwei oder mehr Vorgänge in einem Ausführungsbereich. Solch eine Transaktion muss von sich aus sicherstellen, dass alle Vorgänge, die zu einer bestimmten Gruppe von Vorgängen gehören, entweder gemeinsam gelingen oder gemeinsam fehlschlagen. Die Vorgänge werden durch einen Bezeichner txn-id gruppiert.

Für die Transaktionsinteraktion fungiert der Client als transaction controller, der die Vorgänge steuert, die zusammen gruppiert werden sollten. Der Service Bus-Dienst fungiert als transactional resource und führt Aufgaben aus, die vom transaction controller angefordert werden.

Die Kommunikation zwischen Client und Dienst erfolgt über einen control link, der vom Client eingerichtet wird. Die declare- und discharge-Nachrichten werden vom Controller über den Steuerlink gesendet, um Transaktionen zuzuordnen und abzuschließen (sie entsprechen nicht der Abgrenzung von Transaktionsaufgaben). Das tatsächliche Senden/Empfangen wird nicht über diesen Link ausgeführt. Jeder angeforderte Transaktionsvorgang wird explizit mit der gewünschten txn-id identifiziert und kann daher auf einem beliebigen Link der Verbindung auftreten. Wenn der Steuerlink geschlossen ist, während von ihm erstellte nicht entladene Transaktionen vorhanden sind, wird für alle solche Transaktionen sofort ein Rollback durchgeführt, und Versuche, weitere Transaktionsaufgaben daran auszuführen, führen zu Fehlern. Über den Steuerlink gesendete Nachrichten dürfen nicht vorab ausgeglichen sein.

Jede Verbindung muss einen eigenen Steuerlink initiieren, um Transaktionen starten und beenden zu können. Der Dienst definiert ein spezielles Ziel, das als coordinator fungiert. Der Client/Controller richtet einen Steuerlink zu diesem Ziel ein. Der Steuerlink befindet sich außerhalb der Grenzen einer Entität, d.h. derselbe Steuerlink kann zum Initiieren und Entladen von Transaktionen für mehrere Entitäten verwendet werden.

Starten einer Transaktion

Um mit der Transaktion zu beginnen, muss der Controller eine txn-id vom Koordinator abrufen. Dies geschieht durch Senden einer declare-Typmeldung. Wenn die Deklaration erfolgreich ist, antwortet der Koordinator mit dem Dispositionsergebnis, das die zugewiesene txn-id enthält.

Client (Controller) Direction Servicebus (Coordinator)
attach(
name={Name der Verknüpfung},
... ,
role=sender,
target=Coordinator
)
------>
<------ attach(
name={Name der Verknüpfung},
... ,
target=Coordinator()
)
transfer(
delivery-id=0, ...)
{ AmqpValue (Declare() )}
------>
<------ disposition(
first=0, last=0,
state=Declared(
txn-id={Transaktions-ID}
))

Entladen einer Transaktion

Der Controller schließt die Transaktionsaufgabe durch Senden einer discharge-Nachricht an den Koordinator ab. Der Controller gibt durch Festlegen des fail-Flags im Entladecode an, dass er ein Commit oder Rollback der Transaktionsaufgaben durchführen möchte. Wenn der Koordinator die Entladung nicht abschließen kann, wird die Nachricht mit diesem Ergebnis zurückgewiesen, das den transaction-error enthält.

Hinweis: „fail=true“ bezieht sich auf das Rollback einer Transaktion und „fail=false“ auf das Commit.

Client (Controller) Direction Servicebus (Coordinator)
transfer(
delivery-id=0, ...)
{ AmqpValue (Declare())}
------>
<------ disposition(
first=0, last=0,
state=Declared(
txn-id={transaction id}
))
. . .
Transaktionsaufgabe
auf anderen Links
. . .
transfer(
delivery-id=57, ...)
{ AmqpValue (
Discharge(txn-id=0,
fail=false)
)}
------>
<------ disposition(
first=57, last=57,
state=Accepted() )

Senden einer Nachricht in einer Transaktion

Alle Transaktionsaufgaben erfolgen mit dem Transaktionsübermittlungsstatus transactional-state, der die „txn-id“ enthält. Beim Senden von Nachrichten ist dieser Transaktionsstatus im Übertragungsrahmen der Nachricht enthalten.

Client (Controller) Direction Servicebus (Coordinator)
transfer(
delivery-id=0, ...)
{ AmqpValue (Declare())}
------>
<------ disposition(
first=0, last=0,
state=Declared(
txn-id={transaction id}
))
transfer(
handle=1,
delivery-id=1,
state=
TransactionalState(
txn-id=0)
)
{ Nutzlast }
------>
<------ disposition(
first=1, last=1,
state=TransactionalState(
txn-id=0,
outcome=Accepted()
))

Löschen einer Nachricht in einer Transaktion

Die Nachrichtenlöschung umfasst Vorgänge wie Complete / Abandon / DeadLetter / Defer. Um diese Vorgänge innerhalb einer Transaktion durchzuführen, übergeben Sie den transactional-state mit der Löschung.

Client (Controller) Direction Servicebus (Coordinator)
transfer(
delivery-id=0, ...)
{ AmqpValue (Declare())}
------>
<------ disposition(
first=0, last=0,
state=Declared(
txn-id={transaction id}
))
<------ transfer(
handle=2,
delivery-id=11,
state=null)
{ Nutzlast }
disposition(
first=11, last=11,
state=TransactionalState(
txn-id=0,
outcome=Accepted()
))
------>

Erweiterte Service Bus-Funktionen

In diesem Abschnitt werden die erweiterten Funktionen von Azure Service Bus behandelt. Sie basieren auf Erweiterungsentwürfen für AMQP, die derzeit vom OASIS Technical Committee für AMQP entwickelt werden. Service Bus implementiert die aktuellen Versionen dieser Entwürfe und übernimmt die Änderungen, die eingeführt werden, wenn diese Entwürfe den Standardstatus erreichen.

Hinweis

Erweiterte Service Bus-Messagingvorgänge werden über das Muster „Anforderung/Antwort“ unterstützt. Ausführliche Informationen zu diesen Vorgängen finden Sie im Artikel AMQP 1.0 in Service Bus: auf Anforderung/Antwort basierende Vorgänge.

AMQP-Verwaltung

Die AMQP-Verwaltungsspezifikation ist der erste der in diesem Artikel beschriebenen Erweiterungsentwürfe. Diese Spezifikation definiert eine Gruppe von Protokollen, die dem AMQP-Protokoll übergeordnet sind und Verwaltungsinteraktionen mit der Messaginginfrastruktur über AMQP zulassen. Die Spezifikation definiert generische Vorgänge wie Erstellen, Lesen, Aktualisieren und Löschen, um Entitäten in einer Messaginginfrastruktur und eine Gruppe von Abfragevorgängen zu verwalten.

Für all diese Gesten ist eine Anforderung/Antwort-Interaktion zwischen dem Client und der Messaginginfrastruktur erforderlich. Daher definiert die Spezifikation, wie dieses Interaktionsmuster zusätzlich zu AMQP modelliert wird: Der Client stellt eine Verbindung mit der Messaginginfrastruktur her, initiiert eine Sitzung und erstellt dann ein Verknüpfungspaar. Für die eine Verknüpfung fungiert der Client als Absender, und für die andere als Empfänger. Auf diese Weise wird ein Verknüpfungspaar erstellt, das als bidirektionaler Kanal dienen kann.

Logischer Vorgang Client Service Bus
Anforderung/Antwort-Pfad erstellen --> attach(<br/>name={*link name*},<br/>handle={*numeric handle*},<br/>role=**sender**,<br/>source=**null**,<br/>target=”myentity/$management”<br/>) Keine Aktion
Anforderung/Antwort-Pfad erstellen Keine Aktion \<-- attach(<br/>name={*link name*},<br/>handle={*numeric handle*},<br/>role=**receiver**,<br/>source=null,<br/>target=”myentity”<br/>)
Anforderung/Antwort-Pfad erstellen --> attach(<br/>name={*link name*},<br/>handle={*numeric handle*},<br/>role=**receiver**,<br/>source=”myentity/$management”,<br/>target=”myclient$id”<br/>)
Anforderung/Antwort-Pfad erstellen Keine Aktion \<-- attach(<br/>name={*link name*},<br/>handle={*numeric handle*},<br/>role=**sender**,<br/>source=”myentity”,<br/>target=”myclient$id”<br/>)

Wenn dieses Verknüpfungspaar vorhanden ist, ist die Anforderung/Antwort-Implementierung einfach: Eine Anforderungsnachricht wird an eine Entität in der Messaginginfrastruktur gesendet, die dieses Muster versteht. In dieser Anforderungsnachricht wird das Feld reply-to im Abschnitt properties auf die Ziel-ID (target) für die Verknüpfung festgelegt, für die die Antwort übermittelt wird. Die behandelnde Entität verarbeitet die Anforderung und übermittelt die Antwort dann über die Verknüpfung, deren target-ID mit der angegebenen reply-to-ID übereinstimmt.

Für dieses Muster ist es natürlich erforderlich, dass der Clientcontainer und die vom Client generierte ID für das Antwortziel für alle Clients eindeutig sind und aus Sicherheitsgründen schwer vorauszusagen sind.

Der Austausch von Nachrichten für das Verwaltungsprotokoll und alle anderen Protokolle mit dem gleichen Muster geschieht auf der Anwendungsebene. Es werden keine neuen Gesten auf AMQP-Protokollebene definiert. Dies ist beabsichtigt, damit Anwendungen diese Erweiterungen mit kompatiblen AMQP 1.0-Stapeln sofort nutzen können.

Service Bus implementiert derzeit keine Kernfeatures der Verwaltungsspezifikation. Das von der Verwaltungsspezifikation definierte Anforderung/Antwort-Muster stellt jedoch die Grundlage für die anspruchsbasierte Sicherheitsfunktion und fast alle erweiterten Funktionen dar, die in den folgenden Abschnitten beschrieben sind:

Anspruchsbasierte Autorisierung

Der Entwurf der AMQP-Spezifikation für die anspruchsbasierte Autorisierung (Claims-Based Authorization Specification, CBS) baut auf dem Anforderung/Antwort-Muster der Verwaltungsspezifikation auf und beschreibt ein generalisiertes Modell für die Verwendung von Verbundsicherheitstoken mit AMQP.

Das Standardsicherheitsmodell von AMQP, das in dieser Einführung beschrieben wird, basiert auf SASL und ist in den AMQP-Verbindungshandshake integriert. Die Verwendung von SASL ist mit dem Vorteil verbunden, dass ein erweiterbares Modell bereitgestellt wird, für das eine Gruppe von Mechanismen definiert wurde. Hiervon können alle Protokolle profitieren, die formell an SASL angelehnt sind. Beispiele für diese Mechanismen sind „PLAIN“ für die Übertragung von Benutzernamen und Kennwörtern, „EXTERNAL“ für die Bindung an die Sicherheit auf TLS-Ebene, „ANONYMOUS“ zum Ausdrücken des Fehlens der expliziten Authentifizierung/Autorisierung und eine Vielzahl weiterer Mechanismen, die das Übergeben von Anmeldeinformationen oder Token für die Authentifizierung bzw. Autorisierung ermöglichen.

Die SASL-Integration von AMQP hat zwei Nachteile:

  • Alle Anmeldeinformationen und Token gelten für die Verbindung. Eine Messaginginfrastruktur könnte eine differenzierte Zugriffssteuerung auf Pro-Entität-Basis bereitstellen; beispielsweise kann einem Bearer eines Tokens das Senden an die Warteschlange A erlaubt werden, das Senden an Warteschlange B aber nicht. Wenn der Autorisierungskontext in der Verbindung verankert ist, ist es nicht möglich, eine einzelne Verbindung und unterschiedliche Zugriffstoken für Warteschlange A und Warteschlange B zu verwenden.
  • Zugriffstoken sind meist nur für einen bestimmten Zeitraum gültig. Der Benutzer muss daher für Gültigkeit regelmäßig Token neu beschaffen. Dies stellt für den Tokenaussteller eine Gelegenheit dar, das Ausstellen eines neuen Tokens zu verweigern, wenn sich die Zugriffsberechtigungen des Benutzers geändert haben. AMQP-Verbindungen weisen unter Umständen eine sehr lange Lebensdauer auf. Das SASL-Modell bietet nur zur Verbindungszeit die Möglichkeit, ein Token festzulegen. Dies bedeutet, dass die Messaginginfrastruktur entweder die Verbindung des Clients trennen muss, wenn das Token abläuft, oder es muss das Risiko einer zugelassenen fortgesetzten Kommunikation mit einem Client eingegangen werden, dessen Zugriffsrechte in der Zwischenzeit unter Umständen widerrufen wurden.

Die AMQP CBS-Spezifikation, die von Service Bus implementiert wird, ermöglicht eine elegante Problemumgehung für diese beiden Probleme: Sie ermöglicht es einem Client, jedem Knoten Zugriffstoken zuzuordnen und diese Token vor ihrem Ablauf zu aktualisieren, ohne den Nachrichtenfluss zu unterbrechen.

CBS definiert einen virtuellen Verwaltungsknoten mit dem Namen $cbs, der von der Messaginginfrastruktur bereitgestellt wird. Der Verwaltungsknoten akzeptiert Knoten im Namen aller anderen Knoten in der Messaginginfrastruktur.

Die Protokollgeste ist ein Anforderung/Antwort-Austausch, der von der Verwaltungsspezifikation definiert wird. Das bedeutet, dass der Client ein Verknüpfungspaar für den Knoten $cbs einrichtet und dann eine Anforderung an die ausgehende Verknüpfung übergibt. Anschließend wartet er auf die Antwort über die eingehende Verknüpfung.

Die Anforderungsnachricht weist die folgenden Anwendungseigenschaften auf:

Schlüssel Optional Werttyp Wertinhalt
operation Nein Zeichenfolge put-token
type Nein Zeichenfolge Der Typ des abgelegten Tokens.
name Nein Zeichenfolge Die Zielgruppe, für die das Token gilt.
expiration Ja timestamp Der Ablaufzeitpunkt des Tokens.

Die name-Eigenschaft identifiziert die Entität, der das Token zugeordnet werden soll. In Service Bus ist dies der Pfad zur Warteschlange oder zum Thema/Abonnement. Die type-Eigenschaft dient zum Identifizieren des Tokentyps:

Tokentyp Tokenbeschreibung Texttyp Notizen
jwt JSON Web Token (JWT) AMQP-Wert (Zeichenfolge)
servicebus.windows.net:sastoken Service Bus-SAS-Token AMQP-Wert (Zeichenfolge) -

Mit Token werden Rechte gewährt. Service Bus kennt drei grundlegende Rechte: „Senden“ (Send) für das Senden, „Lauschen“ (Listen) für das Empfangen und „Verwalten“ (Manage) für das Ändern von Entitäten. Service Bus-SAS-Token beziehen sich auf Regeln, die für den Namespace oder die Entität konfiguriert sind, und diese Regeln werden mit den Rechten konfiguriert. Das Signieren des Tokens mit dem Schlüssel, der der Regel zugeordnet ist, führt daher dazu, dass das Token die entsprechenden Rechte ausdrückt. Das Token, das einer Entität mithilfe von put-token zugeordnet wurde, ermöglicht dem verbundenen Client, gemäß den Tokenrechten mit der Entität zu interagieren. Für eine Verknüpfung, bei der der Client die Rolle des Absenders (sender) übernimmt, ist das Recht „Senden“ erforderlich. Für die Rolle des Empfängers (receiver) wird das Recht „Lauschen“ benötigt.

Die Antwortnachricht verfügt über die folgenden application-properties-Werte:

Schlüssel Optional Werttyp Wertinhalt
status-code Nein INT HTTP-Antwortcode [RFC2616]
status-description Ja Zeichenfolge Beschreibung des Status

Der Client kann put-token wiederholt und für jede Entität in der Messaginginfrastruktur aufrufen. Die Token gelten für den aktuellen Client und sind in der aktuellen Verbindung verankert. Das bedeutet, dass der Server alle beibehaltenen Token verwirft, wenn die Verbindung getrennt wird.

Für die derzeitige Service Bus-Implementierung ist CBS nur in Verbindung mit der SASL-Methode "ANONYMOUS" zulässig. Vor dem SASL-Handshake muss immer eine SSL/TLS-Verbindung vorhanden sein.

Der ANONYMOUS-Mechanismus muss vom gewählten AMQP 1.0-Client also unterstützt werden. Anonymer Zugriff bedeutet, dass der erste Verbindungshandshake, einschließlich der Erstellung der ersten Sitzung, durchgeführt wird, ohne dass Service Bus weiß, von wem die Verbindung erstellt wird.

Nachdem die Verbindung und die Sitzung eingerichtet wurden, sind das Zuordnen der Verknüpfungen zum Knoten $cbs und das Senden der put-token-Anforderung die einzigen zulässigen Vorgänge. Nach der Verbindungsherstellung muss innerhalb von 20 Sekunden mithilfe einer put-token-Anforderung erfolgreich ein gültiges Token für einen Entitätsknoten festgelegt werden. Andernfalls wird die Verbindung von Service Bus einseitig verworfen.

Der Client ist anschließend dafür zuständig, den Tokenablauf nachzuverfolgen. Wenn ein Token abläuft, verwirft Service Bus sofort alle Verknüpfungen der Verbindung mit der jeweiligen Entität. Um dies zu verhindern, kann der Client das Token für den Knoten jederzeit durch ein neues Token ersetzen, indem er den virtuellen Verwaltungsknoten $cbs mit der gleichen put-token-Geste verwendet. Der Nutzlast-Datenverkehr anderer Verknüpfungen wird dadurch nicht beeinträchtigt.

„Senden über“-Funktionalität

Mit der Funktion Senden über / Übertragungssender kann Service Bus eine bestimmte Nachricht über eine andere Entität an eine Zielentität weiterleiten. Diese Funktion wird hauptsächlich verwendet, um Entitäten übergreifende Vorgänge in einer einzelnen Transaktion auszuführen.

Mit dieser Funktionalität erstellen Sie einen Sender und richten den Link zur via-entity ein. Beim Einrichten des Links werden zusätzliche Informationen übergeben, um das „true“-Ziel der Nachrichten/Übertragungen auf diesem Link einzurichten. Nach erfolgreichem Anfügen werden alle Nachrichten, die über diesen Link gesendet wurden, automatisch über die via-entity an die destination-entity weitergeleitet.

Hinweis: Die Authentifizierung muss sowohl für die via-entity als auch destination-entity vor dem Einrichten dieses Links erfolgen.

Client Direction Service Bus
attach(<br/>name={link name},<br/>role=sender,<br/>source={client link ID},<br/>target=**{via-entity}**,<br/>**properties=map [(<br/>com.microsoft:transfer-destination-address=<br/>{destination-entity} )]** ) ------>
<------ attach(<br/>name={link name},<br/>role=receiver,<br/>source={client link ID},<br/>target={via-entity},<br/>properties=map [(<br/>com.microsoft:transfer-destination-address=<br/>{destination-entity} )] )

Nächste Schritte

Weitere Informationen zu AMQP finden Sie unter Übersicht über Service Bus AMQP.