IPv6-Unterstützung in Exchange 2007 SP1 und SP2
Gilt für: Exchange Server 2007 SP2, Exchange Server 2007 SP1
Letztes Änderungsdatum des Themas: 2011-07-28
Unter diesem Thema wird die Unterstützung für die IPv6-Adressierung (Internet Protocol Version 6) in Microsoft Exchange Server 2007 Service Pack 1 (SP1) und Exchange 2007 Service Pack 2 (SP2) beschrieben.
Was ist IPv6?
IPv6 ist eine neue Version des Internetprotokolls. Die aktuelle Version des Internetprotokolls wird als Internet Protocol Version 4 (IPv4) bezeichnet. Mit IPv6 sollen viele der Mängel von IPv4 behoben werden, wie der ständig kleiner werdende Pool verfügbarer Adressen, die mangelnde Erweiterbarkeit und die fehlende automatische Konfiguration. So haben IPv6-Adressen im Gegensatz zu den IPv4-Adressen mit 32 Bit beispielsweise eine Länge von 128 Bit. Es gibt also so viele IPv6-Adressen, dass jeder Person auf der Welt Milliarden und Abermilliarden von IPv6-Adressen zugeordnet werden können.
Da es sich bei IPv4 und IPv6 um vollständig unterschiedliche Protokolle handelt, kann ein IPv4-Netzwerk nicht direkt mit einem IPv6-Netzwerk kommunizieren und umgekehrt. Netzwerkadministratoren stellen daher Geräte wie Router bereit, die Informationen zwischen IPv4- und IPv6-Netzwerken weiterleiten können.
Obwohl IPv6 offiziell schon 1996 in RFC 2460 definiert wurde, sind native IPv6-Umgebungen selten. Die meisten Administratoren stellen eine duale Umgebung bereit, in der sowohl IPv4 als auch IPv6 konfiguriert sind und im Netzwerk unterstützt werden.
Weitere Informationen zu IPv6 finden Sie unter IPv6.
Windows-Unterstützung für IPv6
IPv6 wird von den folgenden Microsoft-Serverbetriebssystemen unterstützt:
Windows Server 2008 Die Protokolle IPv6 und IPv4 sind beide standardmäßig installiert und aktiviert. Wenn sowohl IPv4 als auch IPv6 aktiviert ist, wird IPv6 der Vorzug vor IPv4 gegeben. Darüber hinaus können Sie IPv4 entfernen, sodass der Server ausschließlich IPv6 ausführt.
Windows Server 2003 IPv6 ist standardmäßig nicht installiert. Das Protokoll kann jedoch hinzugefügt werden. IPv4 kann allerdings nicht deinstalliert werden, wenn IPv6 installiert wird.
IPv6 wird von den folgenden Microsoft-Desktopbetriebssystemen unterstützt:
Windows Vista Die Protokolle IPv6 und IPv4 sind beide standardmäßig installiert und aktiviert. Wenn sowohl IPv4 als auch IPv6 aktiviert ist, wird IPv6 der Vorzug vor IPv4 gegeben. Darüber hinaus können Sie IPv4 entfernen, sodass der Computer ausschließlich IPv6 ausführt.
Windows XP Service Pack 1 (SP1) oder höher IPv6 ist standardmäßig nicht installiert. Das Protokoll kann jedoch hinzugefügt werden. IPv4 kann allerdings nicht deinstalliert werden, wenn IPv6 installiert wird.
Unterstützung von Exchange 2007 für IPv6
IPv6 wird von Exchange 2007 SP1 und SP2 nur unterstützt, wenn die Anwendung auf einem Windows Server 2008-Computer installiert wird, auf dem sowohl IPv4 als auch IPv6 aktiviert ist. Wird das Protokoll IPv4 deaktiviert, kann Exchange 2007 auch IPv6 nicht unterstützen.
Hinweis
Sie können ggf. IPv6-Adressen in der Exchange-Verwaltungskonsole oder der Exchange-Verwaltungsshell in der RTM-Version (Release to Manufacturing) von Exchange 2007 auf einem Server eingeben, auf dem Microsoft Windows Server 2003 ausgeführt wird, und in Exchange 2007 SP1 und SP2 unter Windows Server 2003. Allerdings wird IPv6 nicht in einer Version von Exchange 2007 auf einem Server unterstützt, auf dem Windows Server 2003 ausgeführt wird.
Denken Sie zudem daran, dass Exchange-Verwaltungsaufgaben auch remote ausgeführt werden können, sodass Sie einen beliebigen Exchange-Server in Ihrer Organisation über die Verwaltungsschnittstellen eines anderen Exchange-Servers oder von einer Arbeitsstation aus konfigurieren können, auf der die Verwaltungstools installiert sind. Die IP-Adressierungsfunktionen werden vom Ziel des Vorgangs beschränkt und nicht von dem Computer, auf dem die Aufgabe ausgeführt wird.
Grundlegende Informationen zu IPv6-Adressen
Eine IPv6-Adresse ist 128 Bit lang. Die Adresse wird unter Verwendung der Doppelpunkt-Hexadezimaldarstellung erstellt. Bei der Doppelpunkt-Hexadezimaldarstellung wird die 128-Bit-Adresse unter Verwendung von acht vierstelligen Hexadezimalzahlen mit je 16 Bit dargestellt, die durch einen Doppelpunkt (:
) getrennt sind. Ein Beispiel für eine IPv6-Adresse in Doppelpunkt-Hexadezimaldarstellung ist 2001:0DB8:0000:0000:02AA:00FF:C0A8:640A
Sie können eine IPv6-Adresse mit den folgenden Methoden ausdrücken:
Führende Nullen unterdrücken Sie können die führenden Nullen in allen der acht vierstelligen Hexadezimalzahlen in einer IPv6-Adresse auslassen.
Komprimierung von doppelten Doppelpunkten Sie können zwei Doppelpunkte (
::
) verwenden, um aufeinander folgende 16-bittige Hexadezimalziffern darzustellen, die nur Nullen enthalten. Diese nur Nullen enthaltenden Ziffern können am Anfang, in der Mitte oder am Ende von IPv6-Adressen auftreten. Die Komprimierung von doppelten Doppelpunkten darf in einer IPv6-Adresse nur einmal vorkommen.Dezimaldarstellung mit nachfolgenden Punkten Sie können die letzten 32 Bit am Ende einer IPv6-Adresse mit gepunkteter Dezimaldarstellung ausdrücken, indem Sie die 8-Bit-Ziffern mit einem Punkt (
.
) trennen. Die Dezimaldarstellung mit nachfolgenden Punkten wird häufig in Verbindung mit IPv4-kompatiblen Adressen verwendet.
Die folgende Tabelle enthält einen Vergleich der äquivalenten IPv6-Adressensyntax.
Vergleich der äquivalenten IPv6-Adressensyntax
Schreibweise von IPv6-Adressen | IPv6-Adresse |
---|---|
Vollständige IPv6-Adresse |
|
IPv6-Adresse mit unterdrückten führenden Nullen |
|
IPv6-Adresse mit Komprimierung von doppelten Doppelpunkten |
|
IPv6-Adresse in Dezimalschreibweise mit nachfolgenden Punkten |
|
IPv6-Adressen können wie folgt kategorisiert werden:
Unicastadresse Ein Paket wird an eine Schnittstelle übermittelt.
Multicastadresse Ein Paket wird an mehrere Schnittstellen übermittelt.
Anycastadresse Ein Paket wird an die am nächsten liegende von mehreren Schnittstellen übermittelt. Die Entfernung zwischen den Schnittstellen wird von den Routingkosten bestimmt.
Bei IPv6-Unicastadressen sind die folgenden Bereiche möglich:
Verbindungslokal Der Bereich der IPv6-Adresse ist das lokale Subnetz. Verbindungslokale IPv6-Adressen sind mit den verbindungslokalen IPv4-Adressen vergleichbar, die in APIPA (Automatic Private IP Addressing) verwendet werden.
Standortlokal Der Bereich der IPv6-Adresse ist die lokale Organisation. Standortlokale Adressen wurden mit RFC 3879 für nicht mehr unterstützt erklärt und wurden von eindeutigen lokalen Adressen ersetzt, die in RFC 4193 definiert werden. Standortlokale IPv6-Adressen und eindeutige lokale IPv6-Adressen sind mit privaten IPv4-IP-Adressen vergleichbar.
Global Der Bereich dieser IPv6-Adressen ist die gesamte Welt. Globale IPv6-Adressen sind mit öffentlichen IPv4-IP-Adressen vergleichbar.
Die folgende Tabelle enthält einen Vergleich der IPv4- und IPv6-Elemente.
Vergleich der IPv4- und IPv6-Elemente
Element | IPv4 | IPv6 |
---|---|---|
Private IP-Adressen |
|
|
Verbindungslokale Adressen |
|
|
Loopbackadresse |
|
|
Nicht spezifizierte Adresse |
|
|
Adressauflösung |
ARP (Address Resolution Protocol) |
ND (Neighbor Discovery) |
DNS-Hostnamenauflösung |
A-Eintrag |
AAAA-Eintrag oder A6-Eintrag |
Weitere Informationen zur IPv6-Adressierung finden Sie unter IPv6-Adresstypen.
Unterstützte IPv6-Eingabeformate in Exchange 2007 SP1 und SP2 unter Windows Server 2008
In den folgenden Fällen müssen Sie ggf. eine IPv6-Adresse eingeben:
Eine einzelne IPv6-Adresse
Einen IPv6-Adressbereich
Eine IPv6-Adresse zusammen mit einer Subnetzmaske
Eine IPv6-Adresse zusammen mit einer Subnetzmaske, bei der die CIDR-Darstellung (Classless Inter-Domain Routing) verwendet wird
In Exchange 2007 SP1 und SP2 unter Windows Server 2008 wird die Unterdrückung von führenden Nullen, die Komprimierung von doppelten Doppelpunkten sowie die Dezimalschreibweise mit nachfolgenden Punkten unterstützt.
Die akzeptierten IPv6-Adresseingabeformate in Exchange 2007 SP1 und SP2 unter Windows Server 2008 sind in der folgenden Tabelle beschrieben.
Akzeptierte IPv6-Adresseingabeformate in Exchange 2007 SP1 und SP2 unter Windows Server 2008
Typ | Beispiel für eine IPv6-Adresse |
---|---|
Einzelne Adresse |
|
Adresse zusammen mit Subnetzmaske |
|
Adresse zusammen mit einer Subnetzmaske in CIDR-Schreibweise |
|
Adressbereich |
|
IPv6-Unterstützung in Exchange 2007 SP1 und SP2-Komponenten
In der folgenden Tabelle werden die Komponenten in Exchange 2007 SP1 und SP2 beschrieben, die von IPv6 direkt beeinflusst werden. Wenn eine Komponente nicht aufgeführt wird, können Sie davon ausgehen, dass sie von der IPv6-Adressierung nicht beeinflusst wird und ordnungsgemäß funktioniert.
Komponenten von Exchange 2007 SP1 und SP2, die direkt von IPv6 beeinflusst werden
Quelle | Feature | IPv6 unterstützt? | Comments |
---|---|---|---|
Transport |
IP-Zulassungsliste und IP-Sperrliste |
Ja |
Weitere Informationen über die Liste der zulässigen IP-Adressen finden Sie unter So fügen Sie der IP-Zulassungs- und IP-Sperrliste IP-Adressen hinzu. |
Transport |
Anbieter für IP-Zulassungslisten und Anbieter für IP-Sperrlisten |
Nein |
Aktuell ist kein ausreichend breit als Industriestandard akzeptiertes Protokoll für das Nachschlagen von IPv6-Adressen vorhanden. Die meisten Anbieter von IP-Sperrlisten unterstützen keine IPv6-Adressen. Wenn Sie daher anonyme Verbindungen von unbekannten IPv6-Adressen auf einem Empfangsconnector zulassen, erhöhen Sie das Risiko, dass Spammer die Anbieter von IP-Sperrlisten umgehen und Spam erfolgreich an Ihre Organisation zustellen. Weitere Informationen über die Anbieter von IP-Sperrlisten finden Sie unter Konfigurieren der Anbieter für zugelassene und geblockte IP-Adressen. |
Transport |
Absenderzuverlässigkeit |
Nein |
Der Protokollanalyse-Agent berechnet nicht den Absenderzuverlässigkeitsgrad (Sender Reputation Level, SRL) für Nachrichten, die von IPv6-Absendern stammen. Weitere Informationen zu Absenderzuverlässigkeit finden Sie unter Absenderzuverlässigkeit. |
Transport |
Sender ID |
Ja |
Weitere Informationen finden Sie unter Sender ID. |
Transport |
Empfangsconnectors |
Ja |
IPv6-Adressen werden für die folgenden Komponenten akzeptiert:
Es wird dringend davon abgeraten, Empfangsconnectors für das Akzeptieren von anonymen Verbindungen von unbekannten IPv6-Adressen zu konfigurieren. Wenn Ihre Organisation Nachrichten von Absendern emofangen muss, die IPv6-Adressen verwenden, erstellen Sie einen dedizierten Empfangsconnector, der die Remote-IP-Adressen auf bestimmte IPv6-Adressen beschränkt, die diese Absender verwenden. Weitere Informationen finden Sie unter Empfangsconnectors. |
Transport |
Sendeconnectors |
Ja |
IPv6-Adressen werden für die folgenden Komponenten akzeptiert:
Weitere Informationen finden Sie unter Sendeconnectors. |
Transport |
Grenzwert für die Nachrichtenrate von eingehenden Nachrichten |
Teilweise |
Die Grenzwerte für die Nachrichtenrate von eingehenden Nachrichten, die Sie für einen Empfangsconnector festlegen können, wie die Parameter MaxInboundConnectionPercentagePerSource, MaxInboundConnectionPerSource und TarpitInterval, gelten nur für globale IPv6-Adressen. Verbindungslokale IPv6-Adressen und standortlokale IPv6-Adressen sind von den angegebenen Grenzwerten für die Nachrichtenrate von eingehenden Nachrichten nicht betroffen. Weitere Informationen zu den Grenzwerten für die Nachrichtenrate von eingehenden Nachrichten finden Sie unter Verwalten von Nachrichteneinschränkungen. |
UnifiedMessaging |
Alle Funktionen |
Nein |
IPv6 wird von Unified Messaging in keiner Version von Exchange 2007 unterstützt. Weitere Informationen finden Sie unter Unified Messaging. |
Hochverfügbarkeit |
IPv6-Adressen |
Ja |
Statische IPv6-Adressen werden von Windows Server 2008 und dem Microsoft Windows-Clusterdienst unterstützt. Allerdings entspricht die Verwendung von statischen IPv6-Adressen nicht den empfohlenen Methoden. Daher unterstützt Exchange 2007 SP1 und SP2 unter Windows Server 2008 nicht die Konfiguration von statischen IPv6-Adressen während der Installation. Failovercluster unterstützen ISATAP (Intrasite Automatic Tunneling Addressing Protocol). Es werden nur IPv6-Adressen unterstützt, die eine dynamische Registrierung in DNS ermöglichen. Daher können in einem Cluster keine verbindungslokalen Adressen verwendet werden. Weitere Informationen finden Sie unter Neue Hochverfügbarkeitsfeatures in Exchange 2007 SP1. |
Outlook Anywhere |
DSProxy-Komponente |
Nein |
Wenn ein Client, der Outlook Anywhere verwendet, versucht, eine Verbindung mit Exchange 2007 SP1 und SP2 unter Windows Server 2008 herzustellen, ist der Client nicht erfolgreich. Der Grund liegt darin, dass die RPCProxy-Komponente auf dem Clientzugriffsserver unter Windows Server 2008 keine Verbindungen mit der DSProxy-Komponente auf dem Exchange-Postfachserver mithilfe von Port 6004 herstellen kann. Weitere Informationen finden Sie unter Outlook Anywhere-Clientverbindungsproblem wegen TCP/IPv6 |
Deaktivieren oder Aktivieren von IPv6
Wenn eines der oben beschriebenen Probleme auftritt, können Sie dieses durch Deaktivieren von IPv6 auf Ihren Servercomputern mit Exchange beheben. Verwenden Sie als Unterstützung die Anweisungen, die Sie unter IPv6 for Microsoft Windows: Frequently Asked Questions (englischsprachig) finden.. Sie können diese Anweisungen auch verwenden, um IPv6 bei Bedarf auf Ihren Servercomputern mit Exchange erneut zu aktivieren.